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Hirninfarkt

Die unterbrochene Blutversorgung der Gehirnzellen zählt zu den häufigsten Invaliditäts- und Todesursachen. Der so genannte Hirninfarkt ist für rund 85 Prozenbt aller verantwortlich. Im Gegensatz zur plötzlich eintretenden Blutung im Hirn werfen Hirninfarkte oft ihre Schatten voraus. Sie kündigen sich bisweilen Wochen oder Monate zuvor durch Warnsignale an (bedingt durch vorübergehende Durchblutungsstörungen im Gehirn im Gehirn). Dazu zählen etwa plötzliche Seh- oder Sprachstörungen, Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen sowie Lähmungserscheinungen in Gliedern oder im Gesicht.

Nicht alle Durchblutungsstörungen des Gehirns führen gleich zu einem großen Schlaganfall. Es ist durchaus häufig, dass eine solche, plötzliche Störung nur fünf oder zehn Minuten anhält. Auch wenn gleich wieder alles vorbei ist, sind derlei Kurzzeitsymtome jedoch sehr gefährliche Vorboten eines drohenden . Leider tendieren viele Betroffene dazu, die Ausfallserscheinungen zu ignorieren oder als harmlose, vorübergehende Kreislaufschwäche abzutun. "Ein fataler Irrtum, denn rund 15 Prozent der Patienten erleiden in den nächsten 12 Monaten tatsächlich einen , 5 Prozent bereits binnen zwei Tagen", warnt Dr. Martin Hauk, Anästhesist, Intensivmediziner und Neurologe am Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

Selbst wenn sich die Symptome rasch wieder zurückbilden, besteht dringender Handlungsbedarf: Den Notarzt rufen bzw. sich unverzüglich in ein Spital mit einer so genannten "Stroke Unit" fahren lassen. Jede Minute zählt. "Denn es ist nur im Nachhinein feststellbar, ob es sich um eine vorübergehende Kreislaufschwäche, bereits ein Frühsymptom oder um einen richtigen Schlaganfall handelt", so Hauk.

Klarheit verschafft unter anderem eine Ultraschallkontrolle der Halsschlagadern, wo sich deren Verschlussgrad sehr genau darstellt. "70 Prozent aller Hirninfarkte sind durch hochgradig verengte Halsschlagadern bedingt. Daher ist die 10-minütige, völlig schmerzfreie Untersuchung eine ganz wichtige Maßnahme, um das aktuelle und künftige Risiko zu beurteilen", gibt Spezialist Dr. Andreas Franczak, Oberarzt für Viszeral- und Gefäßchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Wien, zu bedenken. Ab 75 Jahren nimmt, so die internationale Datenlage, das Risiko auch stark zu, nach dem Schlaganfall eine bleibende Behinderung zu haben.

70 Prozent Verschluss: Hochrisiko

Zeigt sich eine auffällige Plaque-Bildung in den hirnversorgenden Halsarterien, müssen Krankheiten, die das Schlaganfallrisiko erhöhen (, , , , ), medikamentös optimal eingestellt und vom Arzt kontinuierlich überwacht werden.

Ab wann verengte Halsschlagadern vorbeugend operativ behandelt werden sollten, darüber gingen die Meinungen bis vor wenigen Jahren auseinander. Mehrere große, internationale Studien (siehe auch CREST-Study Stroke 2011) weisen nach, dass trotz disziplinierter Einnahme vorbeugender Medikamente ein hohes Schlaganfallrisiko gegeben ist, wenn bereits 70 Prozent der Halsarterie verschlossen sind. Ab diesem Verschlussgrad empfiehlt auch die aktuelle Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Neurologie einen operativen Eingriff, und zwar speziell bei Männern über 70 Jahren.

Alarmstufe Rot: Wenn die Plaque zu "wandern" beginnt

"In dem Stadium ist ein vorbeugender Eingriff angezeigt, und zwar speziell dann, wenn die Ablagerungen echo-arm sind, d.h. zur Loslösung von der Arterieninnenwand neigen. Denn dann ist die Gefahr groß, dass das Gewebe zu wandern beginnt und in absehbarer Zeit die Arterie verschließt", erklärt Gefäßchirurg Franczak. "Jüngste Studien beweisen klar, dass Patienten am meisten von der vorbeugenden Operation profitieren, wenn diese binnen zwei Wochen nach ersten Auffälligkeiten durchgeführt wird", so der Experte. Große internationale Studien belegen, dass das Schlaganfallrisiko nach einer Beseitigung der Gefäßverengung in der Halsschlagader in den Folgejahren deutlich geringer ist.

Sanierung der Halsschlagader

Zur Verbesserung der Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns stehen Hochrisikopatienten heute zwei Methoden zur Auswahl: die Aufdehnung der verkalkten Arterie mit Einbringung eines Stents zur Unterstützung der Halsschlagader von innen oder die vorsichtige Ausschälung und anatomisch korrekte Wiederherstellung der Schlagadergefäße durch einen rund einstündigen Eingriff (EEA-Verfahren). Welche Methode geeigneter ist, kann nur individuell unter Berücksichtigung bisheriger und bestehender Erkrankungen des Patienten entschieden werden.

Risikogruppen: Nicht nur Ältere sind gefährdet

Zu den Schlaganfall-Risikopatienten zählen Menschen mit fortgeschrittener . Erhöhte Gefahr droht, wenn bereits Verschlüsse oder Verengungen der Beinarterien (sogenannte ) bestehen. Besonders gefährdet sind auch Langzeitdiabetiker und starke Raucher, die kaum Bewegung machen und keinen Sport betreiben.

Der klassische Schlaganfallpatient ist über 60. Allerdings sind rund 14 Prozent der Patienten, die das Österreichische Stroke Unit Register ausweist, 55 Jahre alt oder jünger. "Krankheiten, die die Blutgerinnung stören oder entzündliche Gefäßveränderungen, aber auch ein massives Trauma, das Gefäßschäden hervorruft, können auch in jüngeren Jahren zu einem Hirninfarkt führen", gibt Neurologe Hauk zu bedenken.

Ein Hirninfarkt muss heute kein unabwendbares Schicksal mehr sein, man kann und sollte ihm gezielt vorbeugen: Normaler Blutdruck, gut eingestellte Blutzuckerwerte und Nichtrauchen senken laut einer aktuellen Studie nicht nur das , sondern auch das eines Schlaganfalls bereits um über 60 Prozent. "Auch die Untersuchung der Halsschlagadern sollte bei Risikopatienten zum unverzichtbaren Bestandteil ihrer persönlichen Vorsorge werden", rät Gefäßspezialist Franczak.

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